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Heinz Günter Lell - Werdegang vor 1945

Werdegang vor 1945
Heinz Lell

* 1.8.1904

† unbekannt

↓ 1956-1958 Referatsleiter Abteilung IV Referat II (Strafprozess)

["ehemaliger Blutrichter Hitlers", Tätigkeit am Volksgerichtshof]


1904 geboren in Schliersee, aufgewachsen und Schulbesuch in Nürnberg

1922 Abitur am Realgymnasium
danach Studium der Rechtswissenschaft in Erlangen und Berlin

1926 erste Staatsprüfung in Erlangen (Bestanden)

1926-1927 Gerichtsreferendar in Nürnberg

1927-1929 Gerichtsreferendar in Berlin

1929 zweite Staatsprüfung in Berlin (Vollbefriedigend)

1929 Promotion zum Dr. jur. utr. in Erlangen

1930 Staatsanwaltschaft Berlin. Zunächst allgemeines Dezernat, dann Jugend-, Münz- und Unzuchtsachen. Noch 1930 wird Herr Dr. Lell politischer Sachbearbeiter für die StA. 1932 Staatsanwaltschaft Neuruppin

NS-Mitgliedschaften/ Karriere

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NSDAP und SS-Scharführer


1933 Mitgliedschaft NSDAP und SS-Scharführer

1933 Einberufung von Herrn Generalstaatsanwalt Dr. Wiechmann als Hilfssachbearbeiter zur Staatsanwaltschaft bei Kammergericht Berlin

1934 Abgeordnet an Reichsanwaltschaft, Zweigstelle Berlin. Anklagevertretung vor dem Volksgerichtshof. Vorgeschlagen von Herrn Generalstaatsanwalt Dr. Jung für Reichsanwaltschaft aufgrund Erfahrung in der Bearbeitung polit. Strafsachen

1934-1939 Reichsanwaltschaft


Nach eigenen Angaben: lediglich Landesverratssachen bearbeitet die gegen ausländische Spione und deren Agenten gerichtet waren. Dabei nur 2 Todesurteile beantragt. Stellt dies insbesondere in Abgrenzung zur Entwicklung der Rechtsprechung des Volksgerichtshofs unter dem Vorsitzenden Freissler dar. Jedoch nach Akte des Reichsjustizministeriums: Seit 31. März 1933 in Hochverratssachen beschäftigt (vgl. S. 134, 138 f.). Verfügung über die aufgrund der hohen Belastung der Behörde in Hochverratssachen den zuständigen Bearbeitern, darunter auch namentlich Herr Dr. Lell, nachträglich den nicht wahrgenommenen Urlaub anzurechnen, vgl. S. 138. „In politischer Hinsicht nichts nachteiliges Bekannt.“                                                                                

Werdegang nach 1945


1948 Entnazifinierungs-Hauptauschuss (Braunschweig): Kategorie V – entlastet

1951 Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei RA Dr. Rock

1952-1953 Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei RA Dr. Sawusch

1954-1956 Staatsanwaltschaft bei Landgericht Berlin

1957 zum Oberstaatsanwalt ernannt

1957-1959 abgeordnet an die Senatsverwaltung für Justiz. Abteilung IV Referat 2 unter Abteilungsleiter Herr Dr. Creifelds. Referatsleiter und stellvertretener Abteilungsleiter. Aufgabenbereiche: Dienstaufsichtsbeschwerden und sonstige Einzelsachen in Strafrecht und strafrechtlichen Nebengebieten, Strafverfahrensrecht, Jugendstrafrecht. Sowie Besatzungsrecht: Beschränkung der Gerichtsbarkeit in Strafsachen (vgl. GVP: Seite 44-48_1958.pdf)

1959-1969 Staatsanwaltschaft bei Kammergericht Berlin

1969 Ruhestand

Reaktion der Senatsverwaltung


1957 als „ehemaliger Blutrichter Hitlers“ vom (sowj.) „Ausschuß für deutsche Einheit“ benannt. Anschuldigung ist der Senatsverwaltung bekannt (vgl. S. 68 ff.). Herr Dr. Lell wird trotzdem eingestellt. Als Begründung wird explizit angeführt er hätte keine Hochverrats- sondern lediglich Landesverratssachen bearbeitet. Außerdem sei er bereits 1939 eingezogen worden, der Volksgerichtshof habe sich erst im Verlauf des Krieges zu jenem berüchtigten Instrument brutaler Gewalt und Willkür entwickelt. Die Vorwürfe seien durch seine Stellungnahme hinreichend geklärt. Darüber hinaus beständen „keine Bedenken gegen seine rechtsstaatliche Einstellung“ (vgl. S. 70). Die Abteilungsleiter IV (Herr Dr. Creifelds) und I (Herr Dr. Buckow), sowie der Senatsdirektor (Herr Dr. Kauffmann) und der Senator (Herr Dr. Kielinger) haben sich dieser Auffassung angeschlossen.