Springe direkt zu Inhalt

Dr. Curt Bergmann - Werdegang vor 1945

Bild Curt Bergmann

* 28.10.1886

† unbekannt

↓ 1952 WGA


1886 geboren in Dresden

1906 Besuch der Bürgerschule und des Kreuz-Gymnasiums in Dresden, Abschluss mit Reifezeugnis

1906 Studium der Rechtswissenschaft in München, Berlin, Freiburg und Leipzig

1909 erste Staatsprüfung ("befriedigend")

1909 Referendar bei AG Dresden, Staatsanwaltschaft und LG Dresden

1914 zweite Staatsprüfung ("gut")

1916 Kriegsdienst

Werdegang nach 1945


1941-1947 Clark in England, Auxilary War Service, bis 1947 Leben im Exil in England

1948 Richter am OLG Dresden (Zivilsenat; ab 1950 als Vorsitzender des 4. Senates)

1950 Eintritt in FDGB. Von SED in Verdacht aufgrund seines langjährigen Aufenthaltes englischer Spitzel zu sein. Vorwurf der Aussprache gegen sog. „Volksrichter“. Daraufhin Erklärung des Oberlandesgerichtspräsidenten er sei als Richter nicht mehr tragbar. Sammlung von Material zur Eröffnung eines Strafverfahrens gegen Herrn Bergmann

1952 Flucht nach West Berlin

1. Juli 1952 bis 30. November 1952 Leitung des Wiedergutmachungsamt

Ende 1952 Entlassung wegen "groben Rechtsfehlern" in den Entscheidungen und Vorwürfen eines Herrn Schomburg aus Leipzig wegen grober Fehlurteile des Herrn Bergmann "um sich bei der Ostzonenregierung beliebt zu machen" und politischer Bedenken

NS-Verfolgung


Curt Bergmann wurde 1938 die Zulassung als Rechtsanwalt und Notar in Dresden entzogen. Weiterer Verfolgung konnte Bergmann durch Emigration nach England entgehen. Nach seiner Rückkehr nach Dresden geriet er, nunmehr Senatspräsident am Oberlandesgericht, zu Beginn des kalten Krieges in Verdacht, ein englischer Spitzel zu sein. Als er sich gegen das Konzept der Volksrichter ausgesprochen hatte, drohten ihm Amtsenthebung und Strafverfolgung, weshalb Bergmann in den Westteil Berlins floh. Nach einer kurzfristigen Aushilfstätigkeit bei den Wiedergutmachungsämtern wurde Bergmann vorgeblich aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen entlassen. Gegenüber Bundespräsident Theodor Heuss und Senator Kielinger erhoben Bergmann und stärker noch seine Ehefrau erfolglos den Vorwurf, dass Verfolgung und Flucht bei der Entscheidung aufgrund antisemitischer Vorbehalte in der Senatsverwaltung nicht berücksichtigt worden seien. Tatsächlich war seine dauerhafte Einstellung bei den Wiedergutmachungsämtern zunächst ausdrücklich mit dem Gedanken der Wiedergutmachung für die 1938 erfolgte Entlassung befürwortet worden.


Bergmann Schreiben 1

Reaktionen der Senatsverwaltung


Vorgeschlagen für Stelle bei den Wiedergutmachungsämtern (Freie Planstelle) durch Herrn Dr. Kauffmann. Bestätigungs-/Empfehlungsschreiben von Herrn Peter Blachstein, MdB. 01.07.1952 Einstellung als Zeithilfstelle/ Aushilfeangestelleter im Wiedergutmachungsamt. Antrag auf Übernahme in ständige Beschäftigung. Bedenken der Senatsverwaltung an uneingeschränkter Dienstfähigkeit aufgrund ärtzlicher Untersuchung, hohem Altersdurchschnitt und dem damit verbundenen Risiko langfristiger Krankheitsausfällen. Ablehnung der Versetzung. Beurteilung der Gesamtleistung als „ausreichend“. (Betriebsrat, 1952) Keine Verlängerung der Beschäftigungszeit. Entlassung 30.11.1952 (Mitteilung am 30.09.1952). Schreiben daraufhin von Herrn Bergmann (15.10.1952): Kritisiert ärtzliche Untersuchung als Ungenügend. Vorwurf das Verfolgungs- und Fluchtgeschichte nicht hinreichend berücksichtigt wurden. Erneutes Schreiben vom 17.11.1952: Antrag auf Einsicht der Personalakte. Und in Aussicht stellen einer verwaltungsrechtlichen Nachprüfung der Nicht-Einstellung. Schreiben von Herr Curt Bergmann und gesondertes Schreiben von Frau Elisabeth Bergmann an Herrn Bundespräsidenten Theodor Heuss: Vorwurf des Antisemitismus in der Senatsverwaltung und Nicht-Einstellung aufgrund der jüdischen Konfession Ihres Mannes. (vgl. S. 75 ff.) Schreiben vom Frau Elisabeth Bergmann an Herrn Dr. Kielinger (Senator für Justiz): Vorwurf des Antisemitismus und Nicht-Einstellung aufgrund der jüdischen Konfession Ihres Mannes. (vgl. S. 62 ff.) Schreiben an den Untersuchungsausschuss Freiheitlicher Juristen der Sowjetzone. (vgl. S. 78 ff.) Keine Weiterbeschäftigung im öffentlichen Dienst. ]

Bergmann Schreiben 2

Bergmann Schreiben 2
Bildquelle: Auszug Personalakte von Curt Bergmann Aktenblatt Nr. 50.

Bergmann Schreiben 3

Bergmann Schreiben 3
Bildquelle: Auszug Personalakte von Curt Bergmann Aktenblatt Nr. 50 I.