Die geographisch besondere Situation der Berliner Senatsjustizverwaltung eröffnet eine weitere Perspektive auf ihre Personalpoltik und die Prozesse in den Anfangsjahren der Bundesrepublik. Der Umgang mit NS-Kontinuitäten kann wegen der "Insel-Lage" in der Sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR, in den Kontext zu "DDR- und SBZ-Belastungen" gesetzt werden.
Zu den diesbezüglichen Vorgängen finden sich teilweise umfangreiche Quellen in den erhaltenen Personalakten. Den Juristen von "jenseits" der (zunächst noch imaginären) Berliner Mauer wird zu Beginn der Einstellungsgesuche meist Skepsis von Seiten der Personalverantwortlichen der Senatsjustizverwaltung entgegengebracht.
Mehrfach wurden im Zeichen des Kalten Krieges vermeintlich kommunistische Aktivitäten von Personen in die Diskussion gebracht; so von Erich Lange, Hans-Hermann Pagel und Dr. Kurt Prager. Letzterer wurde wegen seiner vermeintlichen Tätigkeit in der SBZ von einer externen Person angezeigt, woraufhin die Senatsverwaltung sich mit seiner Vergangenheit intensiver befasste.
Zudem klagte ein Prüfling gegen die in seinen Augen bewusst benachteiligende Bewertung im Staatsexamen aufgrund seiner SBZ-Vergangenheit gegen das Justizprüfungsamt Berlin. Der Leiter Hans Altmann brachte während des Verfahrens seine Ablehnung durch das bewusste Auspacken seines Frühstücksbrotes zum Ausdruck, was ihm nicht nur eine Rüge des Gerichts einbrachte, sondern ihn letztlich wegen der umfassenden Presseberichte sogar seinen Posten als Leiter kostete. Weitere Flüchtlinge aus der SBZ, die letztlich eine Anstellung in der Justizverwaltung fanden, sind Dr. Karl Leonard, Dr. Karl Maus, Dr. Gerhard Feistkorn und Eduard Mehner.
Hier zeigt sich in besonderem Maße die geopraphische Nähe zu Ost-Berlin, die möglicherweise dazu führte, dass in die Berliner Westsektoren in einem größeren Umfang oder zumindest in einer höheren Konzentration als in den westlichen Besatzungszonen Juristen aus Ost-Berlin oder aus der sowjetischen Besatzungszone in die administrativen Posten gedrängt wurden.
Der Umgang mit Ost-Biographien in der Senatsjustizverwaltung.